Goethe an seinen Freund Moors, 1766 Oktober 1, Leipzig.
Ich liebe ein Mädchen, ohne Stand und ohne Vermögen, und jetzo fühle ich zum allerersten Male das Glück, das eine wahre Liebe macht. Ich habe die Gewogenheit meines Mädchens nicht denen kleinen elenden Trakasserien des Liebhaber zu danken, nur durch meinen Charakter, nur durch mein Herz habe ich sie erlangt... Das fürtreffliche Herz meiner S. ist mir Bürge, daß sie mich nie verlassen wird, als dann, wenn es uns Pflicht und Notwendigkeit gebieten werden, uns zu trennen.
Horn an Moors, 1766 Oktober 3, Leipzig:
Er liebt ein Mädchen, das unter seinem Stand ist, aber ein Mädchen, das - ich glaube nicht zu viel zu sagen - das Du selbst lieben würdest, wenn Du es sähest. Ich bin kein Liebhaber und also werde ich ganz ohne Leidenschaft schreiben. Denke Dir ein Frauenzimmer, wohlgewachsen, obgleich nicht sehr groß, ein rundes, freundliches, obgleich nicht außerordentlich schönes Gesicht, eine offne, sanfte, einnehmende Miene, viele Freimütigkeit ohne Koketterie, einen sehr artigen Verstand, ohne die größte Erziehung gehabt zu haben. Er liebt sie sehr zärtlich, mit den vollkommen redlichen Absichten eines tugendhaften Menschen, ob er gleich weiß, daß sie nie seine Frau werden kann.
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