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Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 167c

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Archimedes (Teil 6)


Nach einiger Zeit, in der sich nichts Neues ereignete und in der Archimedes seine wirbelnden Gedanken kaum mehr bändigen konnte, in der aber gleichwohl ein wehes Gefühl auf dem Grund seiner Seele lag, ein Gefühl, als ob plötzlich ein schützendes Heim zerstört worden wäre, begann zu ihrer Linken eine hohe kahle Mauer, hinter der Bäume und Palmen standen. Sie gingen dieser Mauer entlang, bis sie in einem Säulenportikus, einer Art von Propyläen, endete, deren Stil ein merkwürdiges Gemisch von Ionik und orientalischem Prunk war. Zwischen den Säulen standen Makedonier, schwergerüstet, mit endlos langen Lanzen.
„Der Eingang zum Museion“, sagte sie kalt. „Meine Aufgabe ist erfüllt. Leb wohl!“ Sie winkte ihm hoheitsvoll zu und wollte schon in die Richtung gehen, aus der sie gekommen waren, als einer der Makedonier Archimedes ins Auge fasste und ihm den Weg vertrat.
„Hier kommt heute keine Maus herein“, sagte er barsch, da er bemerkt hatte, Archimedes wolle eintreten. „Was führt dich hierher?“
„Ich soll mich bei Eratosthenes melden“, erwiderte Archimedes.
Da lachte der Makedonier grob auf:
„Warum nicht gleich beim König?“ Er bog sich vor Lachen.
Bevor Archimedes noch antworten konnte, stand das Mädchen Wirklichkeit knapp neben dem Wächter. Sie war verwandelt. Denn ihre Gestalt hatte sich gestrafft und ihre Augen funkelten. Sie zischte den Söldner an:
„Hol sofort den Hauptmann Nenon, du Tölpel, oder, falls er betrunken ist, seinen Stellvertreter. Aber schnell! Sonst sitzt du morgen bereits im Hafenkerker auf Pharos. Das schwöre ich dir beim Styx und bei dem Namen des großen Alexander. Also vorwärtsl“
Der Soldat wollte aufmucken, obgleich er sichtlich befangen wurde. Wer wusste, wofür er morgen im Kerker sitzen würde? Weil er dieser Frau gehorchte oder weil er ihr Widerstand leistete? In Alexandria wusste man nie, woher das Verderben kam. Verfluchte Stadt! Wozu stand man Wache vor diesem Tollhaus von Philosophen? Was sollte man ihnen stehlen? Aber es war heute doppelt strenge Bereitschaft. Auch der Pöbel von Alexandria bestand aus Narren. Er mischte sich in die Philosophie. Und auch die Weiber mischten sich schon in diesen Blödsinn.
Einige andere Soldaten waren herangetreten, was wieder einen Offizier veranlasste, sich den Grund des kleinen Auflaufes anzusehen.
Kaum hatte er jedoch das Mädchen erblickt, als er mit allen Zeichen von Ehrfurcht den militärischen Gruß leistete. Sie beachtete ihn kaum.
„Sorge dafür, Kallikles, dass Archimedes aus Syrakus sofort zu Eratosthenes geleitet wird. Deine Soldaten sind Eseltreiber, wenn sie nicht selbst Maultiere sind.“ Sie wartete nicht ab, was weiter folgen würde, da sie es anscheinend wusste. Sie schritt schnell zurück und war sogleich in der Menge verschwunden.
Aber auch Archimedes kam nicht zum Bewusstsein oder zu einer Frage. Denn eben der Soldat, der ihn angehalten hatte, schrie überlaut:
„Ich weiß genau, wo der erhabene Eratosthenes eben anzutreffen ist. Ich werde den edlen Fremden hinführen.“
Da den Offizier die ganze Angelegenheit nicht weiter interessierte, weil sie anscheinend keine weiteren Ungelegenheiten nach sich ziehen würde, winkte er gewährend mit der Hand und sah auf die Straße, auf der es jetzt infolge der einbrechenden Dunkelheit stets turbulenter zuging. Er wusste, dass die Wache vor dem Museion mittelbar die Bewachung der Palaststadt des Königs bildete und dass der kleinste Fehler seinen Tod bedeuten konnte. Die Ptolemäer verstanden in allem, was ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit ihres geliebten Museions betraf, durchaus keinen Spaß.
Als Archimedes die Propyläen durchquert und an der Seite des äußerst dienstfertigen Soldaten den Vorgarten betreten hatte, ging in ihm eine große Wandlung vor. Alles in ihm schloss sich zusammen, alle Erinnerung versank und er war nur mehr Gegenwart und Zukunft. Was ging ihn noch Alexandria an, was das Brausen und Dröhnen, was die „Wirklichkeit“. Ein Fürst hatte das ureigenste Reich betreten, den Traum des Traumes.
Es war auch ein Traum. Einsamkeit nach allen Seiten. Sie schritten auf einem breiten, schnurgeraden, glatten Mosaikweg gegen säulengetragene Fronten von weiten, mächtigen Gebäuden zu. Die Wiesenflächen aber, die rechts und links vom Wege sich ins Unbestimmte dehnten, waren von unzähligen Beeten mit leuchtenden Blumen durchsetzt. Dazwischen ragten Bäume und Palmen eigenartiger Form, deren Blattwerk und Gefieder sich in allen Formen vom violettroten Dämmerungshimmel abhob und wie schwarzer Lack glänzte.
Der Soldat wagte nicht zu sprechen. Nicht einmal, als Archimedes eine nebensächliche Frage an ihn richtete, war mehr als eine kurze scharfe Antwort aus ihm herauszubringen. So kam es, dass sich Archimedes zunehmend von einem Zauberbann umfangen fühlte, der auch nicht wich, als sie neuerlich durch eine Eingangshalle, an deren Seiten ebenfalls Makedonier standen, schritten und nach deren Durchquerung ziemlich unvermittelt in einer Galerie oder Wandelhalle standen, die in Hufeisenform einen weiten Hof umschloss. In diesem Hof aber gurgelten Springbrunnen zwischen Bäumen, die noch edler und noch üppiger ragten als in den Vorgärten.
In der Wandelhalle brannten bereits mächtige Öllampen und warfen ihre roten Lichtgarben über die Riesengemälde, über Statuen und Marmorbänke bis hinauf zu den verschwenderisch mit Gold und Mosaiken verzierten Decken.
Auch hier war kein Mensch zu sehen, was den Eindruck üppiger Großartigkeit noch bedeutend erhöhte. Doch hörte man durch das Sausen der Springbrunnen gedämpfte Stimmen aus dem inneren Hofe.